Freitag, Januar 13, 2023

7 Jan. 2023 21:52 Uhr - Was passiert wirklich im Donbass? Eindrücke eines Flüchtlings – und die ewige deutsche Ignoranz

von Gert Ewen Ungar
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Es war Mai, die Feierlichkeiten zum Tag der Befreiung standen bevor, und das sowjetischen Ehrenmal in Berlin war gerade mit “Tod allen Russen” beschmiert worden. Es gab Anschläge auf russische Einrichtungen und ein typisch deutscher Herrenmenschen-Rassismus, der alles Slawische verachtet, verschaffte sich Luft in der Republik, die sich nach außen als liberal, tolerant und der Antidiskriminierung verpflichtet inszeniert. Schaut man genauer hin, bleibt davon wenig übrig. In Deutschland grassierte ein erschreckendes Maß an Russophobie – ein für Deutschland typischer Rassismus, der niemals aufgearbeitet wurde. Nikita wirkte nicht überrascht von dem, was ich erzählte. In Deutschland ist kein Platz für Menschen wie Nikita. Die deutsche Politik verachtet sie und negiert ihre Existenz.

Die ukrainischen Flüchtlinge aus der vom Krieg bis dahin eigentlich nicht betroffenen Westukraine verschärften die russlandfeindliche Situation noch, denn sie verbreiteten ihr nationalistisches Narrativ und bekamen und bekommen dafür in Deutschland viel Applaus. Das Brandenburger Tor wurde in den ukrainischen Nationalfarben angestrahlt. Wer für die Entwicklung in der Ukraine die Verantwortung trägt, hatten deutsche Medien und deutsche Politik in aller Schlichtheit eindeutig geklärt. Russland, Wladimir Putin und Putin allein. Ein imperialistisches Russland okkupiert Gebiete und verleibt sie sich gegen alles Völkerrecht ein – das ist, woran man in Deutschland mit Inbrunst glaubt.

Die deutsche Refugees-Welcome-Bewegung war in all ihrer politischen Naivität weitgehend in Unkenntnis darüber, wer da gekommen war – sie ist es auch heute noch. In Berlin eilten die Unterstützer zum Hauptbahnhof und begrüßten freudig und mit offenen Armen die vermeintlichen Opfer russischer Gewalt.

Nikita kam nicht nach Deutschland, sondern entschied sich für Rostow am Don in Russland. Es war nicht einfach in den ersten Wochen, aber besser, als beschossen zu werden – und mit Sicherheit besser als Deutschland. Wenig später zog er in die Nähe von Moskau. Er hat angefangen, als Lagerarbeiter zu arbeiten.

Aufgrund der sich zunehmend verschlechternden Situation in Deutschland, zunehmender Repression und der immer weitergehenden Aushebelung von Meinungs-, Presse-, und Informationsfreiheit hatte auch ich inzwischen Deutschland verlassen. Ich bin nach Moskau gezogen. So konnten Nikita und ich uns auch persönlich kennenlernen. Nikita ist sympathisch in seiner Bescheidenheit und Schüchternheit.

Jetzt war Nikita über die russischen Feiertage zurück nach Donezk gefahren. Er wollte seine Verwandten besuchen und ein paar Dinge erledigen.

Inzwischen ist Donezk eine russische Stadt. Nach dem Referendum und der Anerkennung durch Russland habe ich Nikita gratuliert. Für ihn war die Loslösung von der Ukraine und die Eingliederung in die Russische Föderation ein Schritt in die richtige Richtung.

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“Wie stehen eigentlich die Deutschen zu dem, was hier bei uns passiert?”, fragte Nikita.

“Sie wissen davon nichts”, antwortete ich. “Was in Donezk passiert, kommt in deutschen Medien nicht vor. Diese Information wird in Deutschland unterdrückt. Russische Medien, die darüber berichten, wurden verboten.”

“Ach so”, war die lapidare Antwort.

Die Ukraine bombardiert seit 2014 die Volksrepubliken im Donbass. Seit Beginn des Jahres 2022 verstärkt und seit dem 24. Februar 2022 ohne jedes Maß. Sie begeht damit Kriegsverbrechen, denn die Angriffe mit westlichen Waffen richten sich gegen Zivilisten. Sie richten sich nicht gegen militärische Ziele und dienen keinem militärischen, strategischen Zweck. Die Ukraine führt einen Vernichtungskrieg gegen die Menschen im Donbass und setzt dabei westliche Waffen ein. Ihr offenkundiges Ziel ist es, möglichst viele Opfer und möglichst viel Leid unter der Zivilbevölkerung anzurichten.

Der Westen, die EU und Deutschland unterstützen diese Verbrechen durch Wegschauen und Verschweigen. Die Ukraine läuft nicht Gefahr, sich gegenüber ihren westlichen Unterstützern für ihre Verbrechen rechtfertigen zu müssen. Europa ist als Kontinent dysfunktional. Durch den Beschuss sterben jeden Tag Menschen, es werden noch viel mehr Menschen verletzt. Wer sich aus deutschen Nachrichten informiert, weiß davon nichts. Der deutsche Nachrichtenkonsument glaubt, wie es beispielsweise auch die deutsche Außenministerin tut und in einem aktuellen Tweet ausführt, dass Russland Gebiete im Osten der Ukraine gegen den Willen der dortigen Bevölkerung besetzt hält. Das ist falsch. Es entspricht in dieser Form nicht der Realität.

Aber diese mediale Lüge ist eben das für den deutschen Zuschauer inszenierte Bild, das nur durch massive Zensur aufrechterhalten werden kann. Dadurch aber werden deutsche und westliche Medien auch zu einem Teil der Kriegsführung.

Hier in Russland sind die durch das tägliche Bombardement verursachten Schäden an Schulen, Kliniken und Wohnhäusern, die Zahl der Toten und Verletzten Teil der täglichen Berichterstattung. Es ist schwer, sich bei all diesen Bildern vorzustellen, dass die Menschen im Donbass Teil einer Ukraine bleiben möchten, die an ihnen schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwere Kriegsverbrechen begeht. Angesichts der in Russland verfügbaren Nachrichten ist es schwer, sich vorstellen, dass die Menschen sich in Richtung Westen orientieren wollen, aus dem die Granaten stammen, die auf sie niederregnen. Aus diesem Grund werden diese Nachrichten in Deutschland unterdrückt.

Die territoriale Integrität der Ukraine in den Grenzen von vor Februar 2022 oder gar vor 2014 kann nicht erhalten bleiben und nicht wiederhergestellt werden, denn die Menschen, die dort leben, sind dagegen – aus Selbstschutz, aus Angst vor ukrainischer Gewalt und aus Furcht vor dem Westen. Der Erhalt und die Wiederherstellung der territoritalen Integrität der Ukraine ginge nur mit massiver Gewalt und Unterdrückung der Menschen im Donbass. Dass Deutschland bereit ist, diesen Weg der Gewalt zu unterstützen und ihn sogar fördert, sagt etwas über die tiefe Verachtung deutscher Politiker wie beispielsweise Annalena Baerbock für die Realität, für Fakten, vor allem aber für Menschen wie Nikita.